Mythos Zweiklassenmedizin


Leserbrief zum Artikel “Zweiklassenmedizin?” von Simon Rindlisbacher (moneta, 5.3.2025)

In seinem Artikel «Zweiklassenmedizin?» behauptet Simon Rindlisbacher, dass armutsbetroffene Menschen in der Schweiz nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem hätten. Oder einfacher gesagt: ärmere Personen konsumieren weniger Gesundheitsleistungen als reichere. Aus Kostengründen verzichteten sie auf notwendige Behandlungen. Als Folge davon würden ärmere Personen weniger lang leben als reiche. Der Autor beruft sich dabei auf eine sozialwissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2019. Diese zeigt, dass Hochschulabsolventen länger leben als Personen mit Grundbildung. Nun ist es naheliegend, zu folgern, dass Personen mit Hochschulabschluss reicher sind als Personen mit niedriger Schulbildung. Gute Bildung und grösserer Reichtum korreliert offensichtlich mit Gesundheit und Lebenserwartung. Daraus eine Kausalität abzuleiten ist ein klassischer Anfängerfehler. Korrelation darf nicht mit Kausalität verwechselt werden. Um in diesem Fall auf eine Kausalität zu schliessen, müsste bewiesen werden, dass häufige Arztbesuche zu einer besseren Gesundheit führten. Abgesehen davon ignoriert eine solche Argumentation das System der Prämienverbilligung, welche wir in der Schweiz kennen.

Tatsächlich zeigt der Helsana-Report 2024, dass Personen, deren Prämien verbilligt werden, überdurchschnittlich häufig die niedrigste Franchise wählen und gleichzeitig häufiger eine Zusatzversicherung dazukaufen als Personen, welche bessergestellt sind und deshalb keine Prämienverbilligung erhalten. Gemäss diesen Zahlen ist es demnach nicht so, wie der Autor unterstellt, dass ärmere Personen bloss eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem haben. Im Gegenteil, dank den Prämienverbilligung leisten sich solche Personen einen besseren Zugang als finanziell bessergestellte Personen.

Es ist ein beliebter linker Mythos, dass arme Personen in unserem Gesundheitssystem vernachlässigt werden. Die Zahlen zeigen: das Gegenteil ist der Fall.

Überhaupt stört mich, dass die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen als Ursache des Problems der steigenden Gesundheitskosten von den Linken vollkommen ignoriert wird. Als ökologisch bewusste Personen wissen wir inzwischen, dass Mehrkonsum problematisch ist. Mehr Mobilität führt zu mehr CO2 und mehr Wohnraum pro Person zu mehr Zersiedelung. Nur bei den Gesundheitsleistungen soll alles anders sein. Da ist mehr Konsum plötzlich besser.

Subkutan


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