Das Taschengeld der Nachbarsfamilie

19. October 2013, liberal, Politik, aktion-hip, No Comments »

Ich finde es erschreckend, wie leicht gebildete und differenziert urteilende Schweizer in konkreten Fällen bereit sind, grundlegende freiheitliche Prinzipien über Bord zu werfen.

Die in der NZZ am 18.10.2013 publizierten Leserbriefe zur 1:12-Initiative unterstützen mehrheitlich die Ziele der Initiative. Managergehälter, die eine bestimmte Grösse überschreiten, werden als exzessiv und ungerecht empfunden. Das mag so sein. Doch das gibt keinem Menschen das Recht, in die Lohnverhandlung der betroffenen Parteien einzugreifen und die eigenen Lohnvorstellungen als massgebend vorzuschreiben. Sowenig mich das Taschengeld, welches die Nachbarsfamilie ihren Kindern zahlt, etwas angeht, so wenig geht mich die Lohnsumme an, welche die Aktionäre ihren Managern zu zahlen bereit sind.

Die Freiheit eines jeden findet ihre Grenzen in der Freiheit der anderen. Wenn sich eine Person über exzessive Managergehälter empört, so handelt es sich dabei um reine Phantomschmerz. Was also gibt den Empörten das Recht, sich in die Angelegenheit anderer einzumischen? Wer keine Aktien zeichnet, übernimmt weder Risiko noch Verantwortung und ist deshalb von den im Unternehmen gezahlten Löhnen in keiner Weise betroffen. Was mich nicht betrifft, geht mich nichts an.

Die 1:12-Initiative ist kein Angriff auf die Manager-Löhne, sie ist ein Übergriff und als solcher ein Angriff auf die Freiheit.


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