Das BGE ist eine Lizenz zum Schmarotzen

25. May 2016, linke Mythen, Politik, aktion-hip, No Comments »

Für die Initianten ist die Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens (Fr. 2500.- pro Person jeden Monat) kein Problem.

Auf ihrer Webseite rechnen sie vor, dass ein solches Einkommen schon finanziert sei. Die ersten 2500 Franken des heutigen, bedingten Einkommens werden einfach in bedingungsloses Einkommen umgewandelt und schon ist alles in Ordnung. Konkret bedeutet dies, dass jede erwachsene Person 2500 Franken bekommt, unabhängig davon, ob sie nichts, wenig oder viel arbeitet und unabhängig davon, wie anstrengend und wertvoll diese Arbeit ist. Erst wer mehr als 2500 Franken durch die Erwerbsarbeit verdient, hat mehr im Sack als jene Person, die faul auf Sofa liegt.

Trotzdem behaupten die Initianten, ihre Umfragen hätten ergeben, dass nur eine verschwindende Minderheit von 2% bei einer Einführung eines BGEs ihre Erwerbsarbeit aufgeben würde. Die Initianten scheinen sich bei ihren Umfragen vorwiegend an entweder irrational denkende oder dumme Personen gewendet zu haben. Kein vernünftiger Mensch wird ernsthaft bestreiten können, bei der Einführung eines BGEs seinen Arbeitseinsatz nicht überdenken zu wollen. Ein realistisches Rechenbeispiel soll diese Behauptung erklären.

Gemäss Bundesamt für Statistik verdient eine Teilzeit arbeitende Person im Dienstleistungsbereich oder Verkauf durchschnittlich etwa 2000 Franken im Monat (Stand 2014). Nach der Einführung des BGEs würde sie 500 Franken mehr verdienen. Welchen Anreiz hat eine solche Person, am Morgen überhaupt noch aufzustehen und ihren Fuss vor die Tür zu setzen, geschweige denn, am Arbeitsplatz aufzutauchen? Am Arbeitsplatz könne sie sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen treffen und den sozialen Austausch pflegen, werden die BGE-Vertreter ausführen. Das kann diese Person auch so, und hat erst noch die volle Autonomie zu wählen, wann und wo sie sich mit anderen den Tag durch verabreden will.

Die Initianten des BGEs sind volkswirtschaftliche Banausen. Anders lässt sich nicht erklären, mit welcher Ignoranz sie die Tatsache übergehen, dass eine fundamentale Veränderung der wirtschaftlichen Randbedingungen, wie sie die Einführung eines BGEs darstellt, die Erarbeitung des Sozialprodukts ernsthaft gefährdet. Das BGE ist eine Lizenz zum Schmarotzen und ein Teil der Gesellschaft wird diese Einladung annehmen.

In einer komplexen Gesellschaft ist es schwierig oder unmöglich, den Beitrag einer einzelnen Person zum gesellschaftlichen Wohlstand zu bestimmen. Auch wenn wir davon ausgehen, dass die Mehrheit der Bevölkerung pro-sozial handeln und ihren Beitrag liefern will, so ist keineswegs sicher, dass dies auch allen Willigen gelingt. Welche Tätigkeiten sind sinnvoll, welche mehren den Wohlstand? In einer freien Gesellschaft ist der Markt ein wichtiges Steuerungs- und Entscheidungsinstrument. Nicht alles, was irgendeine Person erzeugt, ist wertvoll. Erst, wenn es auf die Wertschätzung einer anderen Person trifft, ist es im gesellschaftlichen Sinn wertvoll. Dabei ist es nicht notwendig, dass die Wertschätzung monetär ausgedrückt wird. Auch Freiwilligenarbeit kann wertvoll sein. Allerdings hat bezahlte Arbeit eine klare Preisetikette, was die Wertschätzung angeht. All diese Preisetiketten aufsummiert ergeben das Bruttosozialprodukt. Dieses Sozialprodukt ist ein Massstab für den gesellschaftlichen Wohlstand. Es bildet den Kuchen, der verteilt werden kann.

Bei der Einführung eines BGEs muss jede Person, die neu in den Arbeitsmarkt tritt, erst die 2500-Franken-Hürde knacken, bevor sie sicher sein kann, effektiv einen Wert erzeugt zu haben. Unter dieser Grenze ist ihre Arbeit gleichbedeutend und gleichwertig mit der Tätigkeit eines Gammlers und Drückebergers.

Das BGE ist eine Lizenz zum Schmarotzen. Es signalisiert allen Mitgliedern, dass es in Ordnung ist, auf der faulen Haut zu liegen. Irgendwo ist die Gesellschaft, die aus irgendwelchen Quellen Wert produziert, an welchen sich das Individuum bedienen kann, ungeniert, bedingungslos.

Ich bin der Überzeugung, dass ein solches Konzept nicht aufgeht. Auch wenn wir in einer modernen, komplexen Gesellschaft leben, sind wir auf die Beiträge jedes Einzelnen angewiesen, wenn wir auch in Zukunft den gesellschaftlichen Wohlstand geniessen wollen. Der Einzelne ist in der Gesellschaft eingebettet. Er nimmt und gibt. Dieses Geben und Nehmen bildet den Grundstein des Gesellschaftsvertrags. Das BGE dagegen zerstört ihn.

(siehe auch meinen Artikel Träumereien rund ums Grundeinkommen im Schweizer Monat, Okt. 2013)


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