Gewalt – die dunkle Seite der 80er Bewegung

04. June 2021, linke Mythen, Politik, aktion-hip, No Comments »

Ursprünglich war die Veranstaltung im letzten Jahr geplant, im Zusammenhang mit dem Jubiläum der 80er Bewegung. Nachdem sie auf Grund der Corona-Pandemie zwei Mal verschoben wurde, kann die Veranstaltung im Oktober 2021 nun stattfinden, voraussichtlich im Kaufleuten.

Das Jahr 2020 war ein runder Jahrestag für die 80er Bewegung. Entsprechend wurde dieser Bewegung gedacht, ihre Kreativität bewundert und ihr Kampf um Freiräume gewürdigt. Rückblickend wird die 80er Bewegung als Wegbereiter für die Liberalisierung in Zürich Ende des letzten Jahrhunderts interpretiert. Auffallend ist, dass nicht über die Gewalt gesprochen wird, welche die 80er Bewegung geprägt hat. Gewalt war wohl nicht entscheidend für die Bewegung, aber doch in vielerlei Hinsicht bestimmend. Startpunkt für die Bewegung war der Krawall vor dem Opernhaus. Auch in der Folge war Gewalt im Zusammenhang mit der Bewegung immer ein Thema, bis das AJZ im Frühjahr 1982 abgerissen wurde.

Gewalt ist ein heikles Thema. Im Prozess der Zivilisation haben wir gelernt, gewaltfrei miteinander umzugehen. Wir haben dem Staat das Gewaltmonopol übertragen und mit der Gewaltentrennung sichergestellt, dass die staatliche Gewalt nicht ausser Kontrolle gerät. Wenn allerdings eine Bewegung auftritt und einen gesellschaftlichen Wandel anstreben will, greift sie häufig zum Element der Gewalt.

Weil Gewalt für die 80er Bewegung bedeutend war, wollen wir die Gelegenheit des Rückblicks nutzen und dieses Element, welches für viele Bewegungen und Demonstrationen bestimmend ist, genauer untersuchen. Auf dem Podium werden zwei Zeitzeugen, einer aus der Bewegung und der andere als damaliger Polizist, mit unterschiedlichen, aber komplementäre Perspektiven berichten, wie Gewalt sowohl erfahren und wie auch organisiert wurde. Basieren auf diesem Verständnis der damaligen Situation soll im weiteren Verlauf der Veranstaltung der Frage nachgegangen werden, warum und unter welchen Umständen Bewegungen und Demonstrationen gewalttätige werden. Zwei Hypothesen erscheinen uns prüfenswert:

  • Aufmerksamkeit: Die Demonstranten setzen Gewalt aus taktischen Ãœberlegungen ein. Eine Demonstration, welche in einen Krawall ausartet, findet mehr Beachtung in den Medien.
  • Thrill, Authentizität: Ein militanter Teil der Demonstranten provoziert mit gezielten Sachbeschädigungen die Auseinandersetzung mit der Polizei. Diese kampfgeilen Demonstranten suchen die Konfrontation, um das Gefühl des Nervenkitzels und der Authentizität zu erleben.

Neben den beiden Zeitzeugen werden zwei Experten auf dem Podium sitzen, die genau zu diesen zwei Fragen kompetent Auskunft geben können. Mit dieser Zusammensetzung des Podiums hoffen wir, die Frage der Gewalt bei Demonstrationen und liberalen Gesellschaften besser verstehen zu können.


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