Der Leutenholzer-Trick

15. March 2015, linke Mythen, aktion-hip, No Comments »

Letzte Woche haben diverse Zeitungen über die SP-Nationalrätin Leutenegger Oberholzer berichtet. Frau Leutenegger Oberholzer sass im Pro-Komitee der Zweitwohnungsinitiative, die 2012 angenommen worden ist. Pikant ist, dass Leutenegger Oberholzer zwei Wochen vor der Abstimmung selber eine Zweitwohnung im Bündnerland kaufte.

Wenn Frau Leutenegger Oberholzer eine Zweitwohnung kauft, so hat sie wie die meisten Käufer solcher Objekte eine klare, egoistische Vorstellung vom Nutzen eines solchen Kaufs.Was egoistisch ist, ist allerdings noch lange nicht unmoralisch.

Ein ebenso egoistisches Interesse hat sie, den Bau von Zweitwohnungen so gut wie möglich einzuschränken, sobald sie selbst eine Zweitwohnung besitzt. Der Bau von Zweitwohnungen führt zu einer Zersiedelung der Alpenlandschaft. Das stört die umweltbewusste Bevölkerung aus dem Flachland aus ideologischen Gründen. Noch mehr stört das allerdings die bisherigen Besitzer von Zweitwohnungen. Mit einer unverbaute Landschaft vor dem Fenster der Zweitwohnung lässt sich diese viel angenehmer geniessen, als wenn die Zweitwohnung in einem sich ausbreitenden Siedlungsbrei stecken würde.

Dazu kommt ein ökonomischer Nutzen. Wird der Bau von Zweitwohnungen gestoppt, so steigt der Wert der existierenden Zweitwohnungen, wenn die Nachfrage nach Zweitwohnungen weiter steigt. Dies macht sich unmittelbar im Preis solcher Objekte bemerkbar.

Frau Leutenegger Oberholzer hat also überzeugende egoistische Argumente, sich für die Zweiwohnungsinitiative einzusetzen und zur selben Zeit eine Zweitwohnung zu kaufen. Diese egoistische Vorgehensweise hat nichts mit Unmoral zu tun.

Unmoralisch ist eine Handlung, wenn diese aus egoistischen Gründen vollzogen wird und zusätzlich mit dieser Handlung bewusst negative Effekte für die Gemeinschaft oder Gesellschaft in Kauf genommen werden. Mit gesellschaftlichen Moralvorstellungen soll das Individuum auf gemeinschaftliches und soziales Verhalten verpflichtet werden, auch wenn es sich mit egoistischem Handeln besser stellen könnte. Würde sich unmoralisches Handeln ausbreiten, so müsste die Gemeinschaft, bzw. ihre moralisch konform agierenden Mitglieder, immer mehr der negativen Auswirkungen solchen Handelns tragen. Mittelfristig würde dies die Funktionsweise der Gemeinschaft gefährden. Moralische Richtlinien definieren demnach einen Handlungsspielraum, in welchem die Individuen frei handeln können, ohne dass dies die Funktionsfähigkeit der Gemeinschaft gefährden würde.

Ein Beispiel für unmoralisches Handeln ist, die Mitmenschen zu belügen. Das kann darin bestehen, die Unwahrheit zu erzählen, falsche Tatsachen zu fingieren oder andere Personen zu täuschen.

Gemäss Nationalratsrating der NZZ (http://www.nzz.ch/schweiz/wie-der-nationalrat-tickt-1.18431085) politisiert Frau Leutenegger Oberholzer am äussersten linken Rand des ganzen Gremiums. Man politisiert in der SP nicht am linken Rand, wenn man mit Äusserungen antritt, dass einem ein durch Egoismus geprägtes Leben zutiefst widerstrebe. Bloss wird die Verteufelung des Egoismus‘ umso schärfer, je linker die Position wird. Wenn Frau Leutenegger Oberholzer nun einerseits egoistisch handelt und andererseits ebendieses Verhalten verteufelt, so täuscht sie ihr Publikum.

Es ist diese Täuschung, welche das Verhalten von Frau Leutenegger Oberholzer zu einem verwerflichen und unmoralischen macht.

Zu ihren Ehren möchte ich diese Vorgehensweise als «Leutenholzer-Trick» bezeichnen: Egoistisches Verhalten anderer Personen herabsetzen und gerade dadurch eigenes egoistisches Verhalten maskieren. Und auf diese Weise von diesem Verhalten doppelt profitieren.

Wir wissen, dass Frau Leutenegger Oberholzer nicht die einzige SP-Politiker/in ist, welche diesen Trick anwendet.


Kommentar