Babyboomer profitieren von der Altersreform

08. July 2017, linke Mythen, Renten, aktion-hip, No Comments »

In seiner Argumentation für die Altersreform arbeitet sich Cedric Wermuth fleissig an Strohmann-Argumenten ab. Ein Strohmann-Argument ist eine rhetorische Technik, bei welcher man der Gegenseite eine fiktive Behauptung unterstellt, welche man in der Folge der Folge mühelos widerlegt. Auf diese Weise versucht man zu beweisen, wie schlecht die Argumente der Gegenseite und wie überlegen die eigenen sind.

In seiner Argumentation will Wermuth aufzeigen, dass die AHV ein Umlageverfahren ist und die durch die AHV gezahlten Renten kein Gnadenakt der Jungen an die Pensionäre darstellt. Geschenkt! Wir wissen alle, wie die AHV funktioniert und dieses Verfahren ist nicht Gegenstand der Altersreform. Die Renten der heutigen Pensionäre werden um keinen Rappen geändert.

Zur Disposition stehen die Erhöhung des Rentenalters für die Frauen und die Reduktion des Umwandlungssatzes in der zweiten Säule. Währen man über die Erhöhung des Rentenalters bei den Frauen streiten kann (denkbar wäre auch eine Erhöhung bei Frauen und Männer gleichzeitig, um die vielfach unbezahlte Arbeit der Frauen zu würdigen), ist die Reduktion des Umwandlungssatzes notwendig. Dies gesteht auch Wermuth in einer gewundenen Formulierung ein.

Ausgangspunkt für die Rentenreform ist die Notwendigkeit, das Rentensystem zu sichern. Herausgekommen ist eine Reform, welche neue Kosten verursacht. Wer profitiert von dieser Reform? Die Antwort ist eindeutig: es ist die Babyboomer-Generation, die in den nächsten 10 Jahren pensioniert wird. Ich gehöre mit Jahrgang 1961 zu dieser Generation und ich wehre mich dagegen, dass ich mit dieser Reform auf Kosten meines Kindes profitiere.

Ich gebe Wermuth recht, wenn er aufzeigt, dass unsere Elterngeneration (Wermuths Grosseltern-Generation) den Wohlstand in der Schweiz aufgebaut hat. Ich finde es angemessen, dass diese Generation über das Rentensystem ein finanziell sorgenfreies Alter geniessen kann. Was meine Generation betrifft, so habe ich den Eindruck, wir haben den Wohlstand unserer Eltern bloss noch verwaltet. Folglich finde ich es unangemessen bzw. unverfroren, dass meine Generation sich mit der anstehenden Altersreform einen Rentenstand sichern, der eindeutig auf Kosten unserer Kinder geht.

Doch zurück zu Wermuths Strohmann-Argument. Warum muss Wermuth eine rhetorische Technik bemühen, um seine Argumentation ins Trockene zu bringen? Weil er von einer Tatsache ablenken muss, die wie ein Elefant im Raum steht. Es geht um die demographische Veränderung und die Frage, ob das Rentensystem in der Schweiz an diese Veränderung angepasst werden soll.

Wermuth will, wie die meisten Linken, auf diese Frage keine Antwort geben. Beharrlich verschliesst er die Augen vor der Tatsache, dass die Menschen in der Schweiz heute 10 Jahre länger leben als vor 50 Jahren und dass sich die Geburtenrate in der gleichen Zeit massiv verringert hat.

Heute zahlen wir rund 5% unseres Einkommens an die AHV. Wenn wir die aktuellen Rentenversprechungen aufrechterhalten wollen, werden die Jungen in Zukunft 25% an die AHV zahlen müssen. Ist es gerecht, wenn die Jungen auf einen Viertel ihres Konsums verzichten müssen, damit die Pensionäre ihren Konsum aufrechterhalten können?

Solange Wermuth solchen Fragen aus dem Weg geht, argumentiert er unehrlich.

Benno Luthiger


Dieser Leserbrief wurde am 7.7.2017 im p.s. veröffentlicht.


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