Wo bleibt die gesellschaftliche Verantwortung?

17. October 2021, linke Mythen, Politik, aktion-hip, No Comments »

Diesen Herbst feierte die Rote Fabrik ihre 40 Jahre als alternatives Kulturzentrum mit der Publikation des Buchs «Bewegung tut gut – Rote Fabrik».

Dies nahm die NZZ zum Anlass für ein Interview über Kulturförderung und Kulturpolitik mit Jean-Pierre Hoby, dem langjährigen Direktor Kultur im Zürcher Präsidialdepartement. Aufgefallen ist mir eine Bemerkung Hobys, in welcher er die städtische Kulturförderung als angewandte Sozialpolitik bezeichnete und wie folgt beschrieb: «An den Kunsthochschulen werden viele Leute in künstlerischen Berufen ausgebildet. Und die suchen natürlich Arbeit. Da haben Stadt und Kanton eine gewisse Verantwortung. Man will diese Leute schliesslich nicht für teures Geld ausbilden und dann umschulen, weil sie keinen Job haben.»

Diese Beschreibung scheint mir symptomatisch für das Verständnis über Wirtschaft und Arbeitsmarkt, wie es heute in progressiven Kreisen vorherrscht. In einem ersten Schritt steckt die Gesellschaft viel Geld in eine vielfältige und hoffentlich qualitativ ansprechende Bildung. In einem zweiten Schritt werden dann die Arbeitsstellen geschaffen, damit die mit viel Geld ausgebildeten Personen eine ansprechende Stelle finden können.

Was fehlt bei dieser Überlegung? Der Nutzen für die Gesellschaft wird hier vollkommen ausgeblendet. Es geht nur um den, meist recht privilegierten Einzelnen. Er soll eine gute Ausbildung und danach eine gute Stelle bekommen. Ob das zu einem Nutzen für die Gesellschaft führt, ist egal. Ob die staatlich ausgebildete Person in ihrer staatlich bereitgestellten Stelle in der Lage ist, einen Mehrwert für die Gesellschaft zu erarbeiten, ist vollkommen nebensächlich.

Leute mit einer solchen Geisteshaltung scheren sich um jegliche gesellschaftliche Verantwortung. Wenn eine solche Mentalität überhandnimmt, ist unser Wohlstand bald am Ende.


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