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Nostradamus hatte doch recht

Männiglich hat die Koffer gepackt in der Erwartung des auf den Tag der Sonnenfinsternis terminierten Weltuntergangs, hatte doch Nostradamus und mit ihm die ganze Astrologengilde dieses Ereignis in aller Ernsthaftigkeit vorausgesagt. Doch die Welt ist nicht untergegangen. Wen wundert’s, dass grosser Spott sich ergiesst über die Weltuntergangspropheten und auch der "master dictatum horribilis" hat so manches Fett weggekriegt. Kein Pfifferling wird mehr gewettet auf die Prophezeiungen und Wettervorhersagen, die sich auf den alten Schwatzsack Nostradamus berufen. Dabei hat dieser die Zukunft in allen Details richtig geweissagt, allein, seine Apologeten haben versagt und seine Orakel in einem wesentlichen Punkten falsch interpretiert.

Im dritten Buch Deuternomicus hat Nostradamus geschrieben: Im Dezennium vor den grossen Nullen aber wird die Liebe des mächtigen Führers gross und schwammig (Billy Clintons Zigarre), der Mammon der Jugend in Frauengestalt wird auf den Thron gehievt (Ruth Metzler wird Bundesrätin) und grosses Geschrei wird sich erheben (Ursula Koch nicht). Dann wird der Tag kommen, an welchem die Sonne schwarz steht im Himmelszelt (Sonnenfinsternis). Und selbst das Dunkel der Sonne wird sich verdunkeln (es ist bewölkt). Und tausend mal tausend Menschen werden stehen unter freiem Himmel. Aus finsterer Nacht wird sich Wasser ergiessen in Tausende von teutonischen Mündern (in Stuttgart regnet es), und wieder wird grosses Geschrei sich erheben (alle Brillen sind ausverkauft). An diesem Tag kommt der Lauf der Zeit zu einem Ende (Weltuntergang).

Doch an dieser Stelle hat Nostradamus einen Satz eingeflochten, der von allen seinen Exegeten überlesen worden ist: “Futurum autem supervivet“, die Zukunft aber wird überleben. Und tatsächlich: Hier ist sie, die neue Zukunft, druckfrisch in Ihren Händen. Wenn aber die Zukunft überlebt, darf auch ihr Verleger nicht in den Weltuntergangsstrudel gerissen werden.

Ebenso unverzichtbar sind die vielen Autorinnen und Autoren, die ihre Berichte beisteuern. Auch unsere Druckerei muss überleben, denn was nützt die Zukunft, wenn sie nicht gedruckt wird. Gleiches gilt für Hans Städeli, der den Vertrieb organisiert. Ebenso unabdingbar sind die Papierfabriken und die schwedischen Wälder, welche die Zellulose liefern für die Papierherstellung. Weiterhin braucht es Arbeiterinnen und Arbeiter in den Papierfabriken, diese wiederum benötigen Nahrungsmittel. Dies bedingt eine Nahrungsmittelindustrie, Bauernhöfe mit Tieren und Pflanzen, Brennstoff zum Betreiben der Maschinen, Rohmaterial und deren Förderung usw. usf.. Kurz, das Eine bedingt das Andere, am Schluss bleibt alles beim alten und der ganze schöne Weltuntergang ist im Eimer.

Aber das ist vielleicht doch nicht die schlechteste Lösung. Bloss auf die Musikanten in den Trams würden wir gerne verzichten. Und auf Autos, die uns den Vortritt auf dem Fussgängerstreifen verweigern. Und auf Glasscherben auf der Strasse, die unsere Velopneus durchlöchern. Und Christoph Blocher könnte uns eigentlich auch gestohlen bleiben.

Viel Vergnügen beim Lesen der neusten Zukunft.

Benno Luthiger (1. September 1999)