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Service Public

Die Mainummer der Zukunft ist jeweils die Nummer, welche konzentriert einem Gegenstand gewidmet ist. In die Annalen eingegangen ist z.B. die 97er Maiausgabe, welche das Thema „Liebe“ von allen Seiten beleuchtete und damit praktisch vollständig und schon fast entgültig auslotete. Diese Mainummer wollte ich ursprünglich dem Motiv des SP-Parteispitzengezänks widmen, etwa unter dem Titel „Hintergründe und Seitenhiebe“. Vor allem die ominöse Retraite im Februar, mit welcher die Minne im Führungsgremium wiederhergestellt werden sollte und welche in einen wahren Supergau von Widersprüchen, Distanzierungen und Rücktrittsforderungen ausartete, hätte ein Nachfragen wohl verdient. Die Zukunft, als kleine, aber feine Sektionszeitschrift, entfaltet die grösste Wirkung, wenn sie ihre Themenauswahl antizyklisch betreibt. Diese Strategie hat Ursula Koch mit ihrem unvermittelten, aber nicht ganz unerwarteten Rücktritt durchkreuzt. Die SP ist mit ihrem Führungszwist wieder in aller Mund bzw. in allen Blättern, ergo erübrigt es sich, wenn die Zukunft auch noch ihren Senf dazu gibt.

Diese Nummer ist statt dessen dem Thema „Service Public“ gewidmet. Dieser Gegenstand ist aus zwei Gründen angebracht. Einerseits läuft momentan sowieso alles, was die SP macht, unter diesem Titel. Andererseits besteht der Hauptbeitrag dieser Ausgabe in einer kontradiktorischen Diskussion zur Abstimmungsvorlage vom 18. Juni, wo es um die Ausgliederung des städtischen EWZ‘s geht. Auch die Diskussion über linke und antikapitalistische Politik, welche in dieser Nummer weitergeführt wird, lässt sich gut unter dieses Thema subsumieren, ebenso Walter Amreins Erinnerungen an gewisse Episoden aus seiner Zeit bei der SBB.

In dieser Nummer startet die Zukunft mit einem Projekt, welches sich über mehrere Nummern hinziehen wird. Hans Städeli wird in verschiedenen Interviews der Leserschaft einen Einblick in die Vielfalt der modernen Arbeitswelten verschaffen. Gut möglich, dass es ihm mit dieser Vorgehensweise gelingt, eine grundlegende Problematik sichtbar zu machen.

Dieser Zukunft ist eventuell ein Faltblatt zum Warmen Mai, dem Begleitprogramm zu den Eurogames beigelegt. Der SP9-Vorstand hat sich im Prinzip bereit erklärt, dieses Projekt dadurch zu unterstützen, dass es kostenlos dem Zukunft-Versand beigelegt ist. Nach einer Durchsicht des Faltprospekts hat aber Hans Städeli Bedenken angemeldet. Aufgestossen ist ihm dabei keineswegs die inhaltliche Orientierung der Eurogames und des Begleitprogramms. Der Prospekt hat ihm aber einen dermassen professionellen Eindruck hinterlassen, dass er sich gefragt hat, ob die SP9 wirklich ein Projekt unterstützen muss, welches sich offensichtlich inklusive Sponsoren sehr gut in Szene zu setzen weiss. Soll die SP9 nicht viel eher solchen Gruppen ein Sprachrohr anbieten, welche auf Grund mangelnder eigener Ressourcen solche Unterstützung wirklich nötig haben? Und müssen wir in Zukunft jegliche kulturelle Veranstaltungen aus dem linksalternativen Umfeld bewerben?

Zum Zeitpunkt, da ich dieses Editorial schreibe, ist der Vorstand nochmals aufgerufen, seinen Entscheid zu überdenken. Gut möglich, dass er dabei zu einer anderen Schlussfolgerung kommt und das Programm des Warmen Mais wieder aus dem Zukunftsversand verbannt. Wie dem auch sei bzw. sein werde, die Leserschaft ist ebenfalls herzlich eingeladen, ihren Kommentar bezüglich Zukunft und Sprachrohr zu deponieren. Den schlussendlich gehört die Zukunft den Parteimitgliedern der SP9.

Benno Luthiger (3. Mai 2000)