Navigation


RSS: Artikel / Kommentare



Managerlöhne und -leistungen

In letzter Zeit sind auf Grund von diversen diskutablen Leistungen bzw. undiskutablen Fehlleistungen die Managerlöhne in den Brennpunkt öffentlicher Erörterungen und Entrüstungen gerückt. Hie und da wurde in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, ob nicht ein Limitierung von Managergehältern angebracht sei.

Ich bin gegenüber Markteingriffen tendenziell skeptisch eingestellt. Nicht weil ich finde, dass der Markt ein besonders schützenswertes Gut darstellt und keinerlei Eingriffe erträgt. Ganz im Gegenteil: Meine Überzeugung ist, dass der Markt noch jede Intervention überlebt hat und überleben wird. Ich argwöhne aber, dass Markteingriffe zu Resultaten führen, die wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht den Wünschen entsprechen, welche diese Eingriffe begründeten. Dass z.B. die Einführung von Mindestlöhnen das Angebot an Arbeitsplätzen reduzieren und damit den gesellschaftlichen Wohlstand senken kann (mit Betonung auf kann), ist sowohl theoretisch wie auch empirisch erwiesen. Erst wenn ich sicher bin, dass vorgeschlagene Markteingriffe nicht zu kontraproduktiven Effekten, sondern zu den gewünschten Ergebnissen führen, bin ich bereit, solche zu unterstützen.

Im Fall von Managerlöhnen vermag ich nun einige Vorteile von Maximallöhnen zu erkennen. Neben Neid und Missgunst und anderen niederträchtigen Motiven, die auch mich wohl in diesem Fall treiben, habe ich einige gute marktwirtschaftliche Argumente auf meiner Seite. Es gibt eine empirische Untersuchung, welche mehrere tausend Firmen weltweit umfasst, darunter auch die mächtigsten und grössten multinationalen Unternehmungen. In dieser Studie wurde nach einem Zusammenhang zwischen der Leistungsfähigkeit der Firma und der Höhe der Managerlöhne, welche in dieser Firma ausgezahlt werden, gesucht. Das Resultat dieser Untersuchung war, dass kein solcher Zusammenhang gefunden werden konnte. Wenn man unterstellt, dass die Leistung der Unternehmensführung eine gewisse Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit der Firma hat, so besagt dieses Resultat, dass Spitzenlöhne im Management weder besonders gute Personen anlocken noch die Managerinnen und Manager in der Firma zu speziell guten Leistungen anreizen. Die Höhe der Managerlöhne spielt für die Qualität der Arbeit des Managements schlicht keine Rolle.

Mit diesem Wissen kann ich getrost behaupten, die Einführung von Maximallöhnen hat keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Firmen in einer solchen Volkswirtschaft. Maximallöhne hätten aber eine Reihe von durchaus positiven Nebeneffekten. Die Existenz von Maximallöhnen schränkt eine Firma ein, wenn sie ManagerInnen auf dem Arbeitsmarkt umwirbt. Eine solche Firma kann die Lohnkarte nicht spielen, um eine umworbene Person für sich zu gewinnen und muss statt dessen versuchen, mit einem alternativen Angebot wie z.B. einer speziellen Herausforderung, einem guten Arbeitsklima, Teilzeitarbeit etc. zu punkten. Vielleicht wird eine solche Firma ihr Management nicht auf dem Arbeitsmarkt der Topstars suchen, sondern weniger bekannte und entsprechend weniger teure Leute engagieren. Wie die erwähnte Studie zeigt, ist das Risiko für die Firma bei einer solchen Vorgehensweise nicht grösser.

Allerdings gilt, dass die Manager in einer Firma mit einer Maximallohnlimite leichter von Unternehmungen abgeworben werden können, welche dieser Restriktion nicht unterliegen. Volkswirtschaftlich gesehen bedeutet dies, dass in einer Wirtschaft mit Maximallöhnen dauernd Managerinnen und Manager aus der sogenannten zweiten Liga für die Spitze aufgebaut werden. Umgekehrt versorgt eine Volkswirtschaft mit Maximallöhnen den engen Kreis von Topkader mit Nachwuchs und erhöht so deren Angebot, was zu einer Senkung von Managerlöhnen auch in anderen Volkswirtschaften führen wird.

Alles in allem kann ich der Einführung von Maximallöhnen nur positive Seiten abgewinnen. Deshalb fordere ich ungeniert: Maximallöhne, aber subito!

Benno Luthiger (4. April 2001)